Noch vielseitiger geht schwerlich… Reis InnenSpannung GmbH eröffnet mit ihren neuen Mehr-Ebenen-Zentrier-(Innen-)Spannern ,uneingeschränkte’ 5-Seiten-Bearbeitung – reklamiert für sie zugleich ,hohe Präzision’.
Ihre Selbstbeschreibung definiert denkbar kurz und knapp: ,Wir entwickeln innovative Systeme, um Werkstücke in vorgegebenen Bohrungen in mindestens zwei Ebenen zu spannen – und zwar entweder manuell oder automatisch; möglich ab 12-mm-Durchgang und prädestiniert vor allem (aber nicht nur) für die Serienfertigung.’ Mit diesem Statement zielt die Reis InnenSpannung GmbH aus Oberursel jedoch nicht nur auf die spangebende 5-Seiten-Bearbeitung etwa durch Fräsen, Bohren sowie aufs Drehen, sondern auch aufs Schweißen, Kleben, Montieren, Transportieren…: (noch) vielseitiger geht schwerlich…
Der ziemlich brandneue ,MZS’: also der ,Mehrebenen-Zentrier-Spanner’ der Reis InnenSpannung GmbH ist schon optisch ganz offensichtlich eine Weiterentwicklung des von Dieter Reis entwickelten (und für ihn unter der Nummer EP109070381) 2001 zum Patent erteilten Einebenen-Zentrier-Spanners…
…seine Rechte an ihm (wie seine seinerzeitige Firma WPR System) veräußerte Reis vor knapp drei Jahren – immerhin damals schon 74-jährig – an die Erwin Halder KG, die (neben weiteren) die standardisierten Einebenen-Zentrier-Spanner in ihr Produktprogramm aufgenommen hatte (und sie auch nach wie vor vertreibt).
Doch wie kommt nun der ja inzwischen schließlich 77-Jährige dazu, sein ursprüngliches Ein-Ebenen- zum Mehr-Ebenen-Spann-Konzept weiterzuentwickeln und mit der Reis InnenSpannung GmbH erneut ein Unternehmem zu starten?
Bekennt uns Dieter Reis: «Nach dem Verkauf bin ich buchstäblich in ein Loch gefallen und habe erkannt, dass das, was ich gut kann, viel zu gern tue, als dass ich es lassen mag; ich habe schmerzlich gemerkt: Rente mit 74 war und ist nix für mich», und ergänzt: «Und die Erwin Halder KG ist nicht an solchen beratungsintensiven Aufträgen interessiert, wie sie die Mehr-Ebenen-Zentrier-Spannung nun mal vorwiegend mit sich bringt.» Oder mit andren Worten: da gibt es also keine Interessen-Kollision zwischen den beiden Firmen – Halder steht für Ein-Ebenen-Spannelemente und Reis für die Mehr-Ebenen-Innen-Zentrierung…
…doch nun endlich: was kann sie denn? Und: was kann sie besser als das Ein-Ebenen-Prinzip?
Beschreibt Reis: «Unsere neuen
Mehr-Ebenen-Zentrierspann-Lösungen übertragen beim Drehen wie beim 5-seitigen Komplettbearbeiten durch Fräsen, Bohren, Drehen höhere Drehmomente, wobei in jedem Fall das jeweilige Werkstück wie natürlich die jeweilige Aufgabe die Anzahl der Spann-Ebenen bestimmen: es sind also mindestens zwei – wir haben aber auch schon vier Ebenen realisiert», und ergänzt: «Mit unserer Weiterentwicklung zum Mehr-Ebenen-Innen-Zentrieren ist es uns gelungen, die Anwendungsmöglichkeiten des Prinzips – auch dank unterschiedlicher Spann-Elemente – ganz erheblich zu erweitern», und beschreibt ein freilich exotisches Beispiel:
«Zum Ornamentieren von Glasflaschen in voller Länge und vollem Umfang mussten sie – Flaschenhals nach unten, Flaschenhals innen konisch – sicher gespannt werden: das ist allein uns mit unserer Mehr-Ebenen-Zentrier-Methode gelungen », und setzt nach: «Und es gibt auch aus der klassischen Fertigungstechnik schon Beispiele (anstatt Spanndorn unsere Mehr-Ebenen-Zentrier-Technik) die Außen-Bearbeitung eines Werkstücks dank höherem Zeitspan-Volumen so erfolgreich zu optimieren, dass sich die Investition binnen nur Jahresfrist amortisiert.»
Und was hat es auf sich mit der Vielseitigkeit der (gleichfalls zum Patent angemeldeten) Mehr-Ebenen-(Innen-) Zentrier-Spanntechnik?
Schildert uns Reis: «Je nach Material und je nach Oberflächen-Struktur – bearbeitet oder roh – setzen wir (verbunden durch elastische Ringe oder Zugfedern) unterschiedliche Spannmittel-Komponenten ein: etwa Kugeln, glatte oder zahn-bewehrte Segmente aus Metall oder Kunststoff, die dann zu Einzel- oder Mehrfachpunkt- oder auch zu Linien-Kontakt mit der Innenwandkontur des jeweiligen Werkstücks führen», und erläutert: «Unser ,MZS’-System ist also standardisiert und wird auf dieser Basis je nach Aufgabe individualisiert.» Und damit dürfte denn auch klar sein: je komplexer die Spann-Aufgabe, desto höher der individuelle Anpassungs-Aufwand – und somit desto größer die zu bearbeitende Serie: damit der ROI so kurz wie nur möglich ausfällt!
Doch da haben wir noch einen Einwand: wie es denn dem ,MZS’-System überhaupt gelingen kann (bei unterschiedlichen Innenspann-Durchmessern und womöglich unebenen Wandungen), dass – wie behauptet – beim Spannen überall gleicher Druck und damit gleicher Kraftfluss aufgebaut wird?
Und Reis beruhigt uns: «Diese Zweifel haben auch gestandene Fertigungstechniker, die sich mit dem Spannen jeder Art von Werkstücken und jedweder Methode nun wirklich auskennen – aber die Skepsis ist wirklich unbegründet: dank schwimmender Lagerung der eigentlichen Spannmittel-Komponenten durch elastische Ringe oder Zugfedern herrschen an jedem Berührungspunkt und an jeder Berührungslinie in jeder Spann-Ebene (wieviel es auch sein mögen) identische und natürlich auch jederzeit veränderbare Druck-, respektive Kraft-Verhältnisse.»
Nun, dazu nur drei Beispiele:
Da ist erstens (in hoher Stückzahl) ein Warmschlag-Bauteil automatisiert außen zu drehen. Das (Spann-)Problem für die gängigen Spannmittel (nicht jedoch fürs ,MZS’): das Werkstück hat im abgesetzten Innenloch eine Konizität von 2°. Und die Lösung?: die Teile werden in den beiden Durchmessern (bei maximalem Abstand) mittels eines Zwei-Ebenen-,MZS’ über je sechs Segmente gespannt: ihre Kontaktfläche ist so klein, dass die Innen-Konizität des Warmschlag-Bauteils keine Rolle spielt. Berichtet Reis: «Unser Kunde hat sehr lange nach einer Lösung gesucht für sein Problem – dank der zweimal je sechsfachen punktuellen Zwei-Ebenen-Spannung bearbeitet er das Werkstück nach eigener Aussage nun ,wesentlich effizienter’ – um wieviel mochte er uns leider nicht sagen.»
Zweitens nun die vierseitige Fräs-Bearbeitung von Alu-Würfeln – auch sie haben innen eine abgesetzte Bohrung mit also unterschiedlichen Durchmessern, die aber vom ,MZS’ problemlos bei gleicher Spannkraft überbrückt werden: der Alu-Würfel wird von oben über den Zwei-Ebenen-,MZS’ gestülpt, dessen Spannsegmente manuell via Inbus-Schraube und schwimmendem Kegelring an die Innen-Durchmesser expandieren und so das Bauteil sicher und gleichmäßig auf 0,02 mm genau spannen.
Letztlich drittens die Aufgabe, Fahrrad-Rahmen für ihren taktenden Zusammenbau auf einer Montagelinie sicher zu halten und zugleich gegen Verdrehen zu fixieren (verlangt sind 500 N). Klar: für diesen Start-Arbeitsgang braucht es keine qualifizierten Mitarbeiter, und deshalb muss er möglichst einfach sein – also Fügen, Klemmen, Fertig. Aber: zu überbrücken sind Rahmen-Innendurchmesser zwischen 25 und 32 mm, und diese 7-Millimeter-Differenz muss das Spannmittel hergeben. Denn sonst wären ja je nach Innen-Durchmesser Spannmittel zu wechseln: das wäre viel zu kompliziert (und würde zudem unnötig und unkalkulierbar Taktzeit kosten).
Die Reis Innenspann-Lösung: eine ,DEZ’-Sonderkonstruktion (das Akronym steht für Drei-Ebenen-Zentrierspanner…), um dank ihr die 500 N sicher zu erreichen, wobei jede der drei Ebenen mit je fünf Sechskant-Spannsegmenten arbeitet, die im Außen-Durchmesser auf den kleinsten Rahmen-Innen-Durchmesser von 25 mm geschliffen sind. Sie werden je nach aufgestecktem Rahmen bis auf die 32 mm via Gewindezug über Pneumatik-Schrauber mit definiertem Drehmoment expandiert (so einfach also kann das Innen-Spannen sein…).
Dass die Reis InnenSpannung GmbH keine eigene Fertigung betreibt, sondern sich die standardisierten Komponenten für ihre Mehr-Ebenen-Zentrier-(Innen-) Spanner komplett montiert zuliefern lässt, spricht ja eher für sie: da müssen sich also weder Produktionsmittel amortisieren, noch muss Dieter Reis um ihre Auslastung besorgt sein. «Ja… », schildert uns Reis: «…im Grund genommen sind wir ein Ingenieurbüro – aber ein richtig gutes, weil hoch-spezialisiert: denn bei der Innenspannung von Werkstücken macht uns wohl so schnell niemand was vor.»
Und einen eigenen Vertrieb hat Reis für seine Mehr-Ebenen-Zentrier-Spanner denn auch nicht – lässt für den Anfang zunächst die Kontakte wieder aufleben, die er über die seinerzeitigen Vertriebspartner für die Ein-Ebenen-Spann-Elemente noch hat (das waren neben Halder außerdem AMF, Ganter und Kipp). Weiss Reis: «Das reicht auf die Dauer natürlich nicht – wir suchen also freie Handelsvertreter, die freilich nicht nur absolut fit sein müssen in der Werkstück-Spanntechnik, sondern auch überzeugt sind von unseren ,MZS’s und die also Kunden begeistern können.»
Alles gut also? Nein – so einfach lassen wir Dieter Reis mit seinen ,MZS’s nicht davonkommen: bei all seiner Überzeugung und bei all seinem Enthusiasmus – der Mann wirkt zwar jung, ist aber jetzt schließlich 77…
…und er erwidert uns auf unsere unausgesprochene Frage: «Mein Sohn wird die Reis InnenSpannung GmbH übernehmen: Kontinuität ist also gewahrt.»
www.reis-innenspannung.de