Wenn´s hart auf hart geht

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Praxis und Produkte Von  Maxime Mader veröffentlicht am  26/10/2022
Wenn´s hart auf hart geht
Diamantwerkzeug bearbeitet Hartmetall: Die Kooperation von TiroTool mit Boehlerit garantiert ein optimales und wirtschaftliches Ergebnis.

Die MARK Metallwarenfabrik ist spezialisiert auf das Tiefziehen hochpräziser Metallteile in großen Stückzahlen. Um den Gesamtprozess selbst in der Hand zu haben, stellt das Unternehmen die benötigten Hartmetall-Tiefziehwerkzeuge selbst her. Doch erst die optimale Kombination aus dem Hartmetallrohling und dem Schneidstoff für dessen spanabhebende Bearbeitung ergibt ein hochpräzises, langlebiges Tiefziehwerkzeug. MARK vertraut daher auf Boehlerit und TiroTool. Das Ergebnis ist eine echte Technologiepartnerschaft.

Am 20. November 1920 gründete Rudolf Mark Senior die Schuhösenfabrik Rudolf Mark & Söhne in Spital am Pyhrn (Oberösterreich). Damit war der Grundstein für die heutige MARK Metallwarenfabrik gelegt, ein Familienunternehmen, welches sich derzeit im Übergang von der dritten in die vierte Generation befindet. „Die ersten beiden Generationen setzten ausschließlich auf Zulieferteile für Schuhe“, erzählt CEO Rudolf Mark, Enkel des Firmengründers, „wir haben zum Beispiel 1962 die Schischuh-Schnalle erfunden. 1964, bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, trugen alle Medaillengewinner Schuhe mit unseren Schnallen.“ Doch in den 1970er Jahren begann der große Einschnitt, die heimische Schuhindustrie wurde verkauft oder lagerte ihre Produktion in Billiglohnländer aus. Die Oberösterreicher waren plötzlich von ihrem Hauptliefersegment abgeschnitten. „Es bestand akuter Handlungsbedarf“, so Rudolf Mark, der beschloss, das in seinem Unternehmen vorhandene Know-how in Sachen Tiefziehen für andere Produkte zu nutzen. Sein Ansatz war einfach wie genial: „Ich suchte Komponenten, die ähnlich aussahen, wie unsere Schuhösen. Fündig wurde ich in der Automobilindustrie bei Kupplungsbelag-Nieten. Dann sagte ich mir: Das muss jetzt mein Markt werden.“ Der Einstieg war schwierig, doch mit herzeigbarer Technologie, jugendlichem Elan, Ehrgeiz und der nötigen Beharrlichkeit gelang Rudolf Mark der Einstieg ins Automobil-Zuliefergeschäft. Danach ging es stetig bergauf. Heute liefert MARK rund 90 % seiner vielfältigen Produkte an die Automobilindustrie, der Rest geht in die Medizintechnik und andere Bereiche. In der gesamten MARK Gruppe sind etwa 550 Mitarbeiter tätig – am Hauptsitz in Spital am Pyhrn sowie in je einer Produktionsniederlassung in Slowenien und China.

V. li.: Ing. Manfred Schwaiger, Vertriebs- und Marketingleiter bei TiroTool, Johann-Erwin Retschitzegger, Leiter mechanische Fertigung/Technik bei MARK, Martin Fellner, technische Beratung und Verkauf Halbzeuge und Verschleißschutz sowie Martin Klinser, Technische Beratung und Verkauf, beide Boehlerit.

Neue Märkte – neue Herausforderungen

Die Kernkompetenz von MARK, das Tiefziehen, gilt als technische Herausforderung. Es ist ein sehr produktives Verfahren, welches die Fertigung sehr hoher Stückzahlen in kurzer Zeit erlaubt. Das Unternehmen produziert komplexe, kleinere Metallteile in der Regel in mehreren, aufwändigen Tiefziehschritten mit höchster Präzision. Zumeist sind diese aus Stahl, aber auch anderen Metallen bis hin zu beispielsweise Inconel, und haben Durchmesser zwischen ca. 2 und 80 mm und eine Materialdicke zwischen 0,1 und 2,5 mm. Rudolf Mark: „Von manchen Komponenten fertigen wir bis zu 300 Mio. Stück pro Jahr, natürlich vom ersten bis zum letzten Teil mit engsten Toleranzen.“ Um diese Herausforderung zu meistern, betreibt MARK seinen eigenen Werkzeugbau, in dem sämtliche Tiefziehwerkzeuge entwickelt, konstruiert und gefertigt werden. Ohne Zweifel ist dies einer der Hauptgründe für den Erfolg des Unternehmens auf dem Markt, denn hier verbirgt sich das wahre Know-how von MARK. „Das optimale Tiefziehwerkzeug und unsere Mitarbeiter sind die Schlüssel zur präzisen und stabilen Produktion“, bringt es Rudolf Mark auf den Punkt. „Die präzise Fertigung und die Verschleißbeständigkeit der Werkzeuge zählen zu den wichtigsten Kriterien, das bestätigt auch Johann-Erwin Retschitzegger, Leiter mechanische Fertigung/Technik bei MARK: „Unsere Tiefziehwerkzeuge schaffen bis zu 1 Mio. Hübe.“

Der Vielfalt der Tiefziehteile ist in Sachen Material und Form kaum Grenzen gesetzt.

Diamant schneidet Hartmetall

Um dies zu erreichen, braucht MARK starke Partner. Die aus bis zu 800 Einzelteilen bestehenden Hartmetall-Tiefziehwerkzeuge erfahren eine aufwändige Formgebung, um auch komplexe Geometrien umsetzen zu können. Gerade diese Komplexität ist es aber, die den Prozess des Schleifens oftmals ausschließt, da damit nicht alle Stellen erreicht werden können. Die Lösung des Problems lieferte die spanabhebende Bearbeitung des Hartmetalls. Hier fand MARK mit TiroTool einen kompetenten Partner. „Unsere Diamantwerkzeuge ermöglichen dank innovativer Herstellungstechnologie das Bohren, Drehen, Fräsen und Gewindeschneiden selbst härtester Materialien“, so Ing. Manfred Schwaiger, Vertriebs- und Marketingleiter bei TiroTool, Innsbruck. MARK kam auf TiroTool zu, da man mit dem bestehenden Prozess zur Hartmetallbearbeitung an Grenzen stieß. Die Tiroler konnten nach eingehender Auseinandersetzung mit den konkreten Anforderungen dank ihres umfassenden Anwendungs-Know-hows punkten und demonstrierten den stabilen und präzisen Einsatz ihrer Werkzeuge. Die Anforderungen sind hoch und anspruchsvoll, schließlich bewegen sich die Toleranzen im niedrigen µm-Bereich. „Dies zu erreichen, erfordert einen enormen Aufwand und modernste Prüfmethoden“, erklärt Rudolf Mark. Nicht außer Acht gelassen werden darf dabei die Wirtschaftlichkeit: Auch in dieser Hinsicht konnte TiroTool belegen, dass der Einsatz von Diamantwerkzeugen rentabel ist.

In der Regel sind viele Tiefzieh-Schritte erforderlich, bis die endgültige Form erreicht ist.

Individuell vorgefertigte Rohlinge

„Das beste Werkzeug kann seine Vorteile aber nur dann vollumfänglich ausspielen, wenn das Zusammenspiel mit dem Hartmetall perfekt abgestimmt ist“, gibt Johann-Erwin Retschitzegger zu bedenken. Gut, dass er auf Boehlerit als Lieferanten für Hartmetalle zurückgreifen kann, denn die Experten aus Kapfenberg (Steiermark) kooperieren in diesem Segment seit langem mit TiroTool. „Wir liefern an MARK kundenspezifisch vorgeformte Hartmetall-Rohlinge mit einem individuell definierten Aufmaß“, so Martin Fellner, technische Beratung und Verkauf Halbzeuge und Verschleißschutz bei Boehlerit. Diese sogenannten Formrohlinge werden von MARK mit Diamantwerkzeugen weiter bzw. fertig bearbeitet. Dabei kann Boehlerit sehr genau auf Kundenwünsche eingehen, so wird zum Beispiel die eigentliche Hartmetall-Sorte an das Werkstückmaterial angepasst – ein unentbehrlicher Faktor, wenn es um das Erreichen hoher Standzeiten geht. Ein anderer Vorteil, auf den sich Kunden von Boehlerit verlassen können, ist die über viele Jahre konstant hohe Qualität des Hartmetalls. Dank der konturnahen Formgebung der Rohlinge wird der Aufwand für MARK bestmöglich reduziert, was den Bearbeitungsprozess maßgeblich beschleunigt, flexibel gestaltet und wirtschaftlich macht. Das Hartmetall von Boehlerit, die Werkzeuge von TiroTool und der Werkzeugbau von MARK bilden somit ein optimal verzahntes System. Deutlich zeigt sich: Die intensive Auseinandersetzung mit den Prozessen, die anhaltende Dialogbereitschaft aller Beteiligten und der Wille, sich immer wieder zu verbessern, sind die Erfolgsfaktoren aller drei Unternehmen – mit dem Ergebnis einer echten Technologiepartnerschaft. Bleibt nur die Frage: Wie kommt der Hund ins MARK-Firmenlogo? „Das ist eine Reminiszenz an den Dackel meines Großvaters, des Firmengründers“, erzählt Rudolf Mark mit einem Schmunzeln, „der Überlieferung nach konnte dieser nämlich rechnen. Grund genug für einen Ehrenplatz im Logo.“

Seit dem Jahr 2000 am neu errichteten Standort: Die MARK Metallwarenfabrik in Spital am Pyhrn.

Milliarden hochpräziser Tiefziehteile verlassen pro Jahr die Produktion von MARK – vornehmlich in Richtung Automobilindustrie.

Autor: Ing. Martin Gold, Journalist, Wien

BOEHLERIT GMBH & CO. KG http://www.boehlerit.de
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